Die Entstehung eines Covers

"Ich sehne mich danach schöne Dinge zu schaffen
Doch schöne Dinge verlangen Aufwand - 
und Enttäuschung und Beharrlichkeit."
- Vincent van Gogh -

Ein Bücherkleid

Jedes Buch trägt sein eigenes Kleid. Würden sich zwei auf einer Party treffen, die das Gleiche trügen, ohne die selbe Geschichte zu erzählen, gäbe es ganz schön Stunk.
Ein solches Kleid soll neugierig machen, dem Leser Elemente der Handlung zuspielen und ihn leise flüsternd dazu verleiten den Buchdeckel anzuheben.

Viele Cover folgen einem bestimmten Muster, das auf den ersten Blick bestimmte Lesergruppen anspricht. Auch hier habe ich, wie man in den Entwürfen deutlich sehen wird, versucht das Rad neu zu erfinden. Und ob es bei diesem Endergebnis bleibt, kann ich nicht sagen.
Versuch Nr. 1
Photoshop
Dieses Cover entstand Ende 2012

Wer es schon einmal probiert hat, der kennt es. Der plötzliche Wechsel vom Zeichnen per Hand zum PC ist selbst mit Anleitung ziemlich knifflig. Ich habe großartige Werke gesehen, die mit Photoshop bearbeitet worden waren. Mir fehlte dafür jedoch eindeutig die Erfahrung.
Ich fand das Ergebnis akzeptabel, nachdem ich einen Filter darüber gelegt hatte um die Abgrenzungen zwischen den einzelnen Bildelementen zu verwischen. Wie ich den blauen Schatten vor der Tür produziert hatte, blieb mir schleierhaft. Auch, wie ich ihn wieder weg bekommen sollte. 
Ich beschloss, dass es Absicht gewesen war.
Doch zufrieden war ich damit noch lange nicht. Und auch was den Titel anging hatte ich große Zweifel.
Versuch Nr. 2
Ein Scherenschnitt
Dieses Cover entstand Ende 2013

Ich fand damals, dass ein schlichtes Cover meinem Buch nicht zu Gesicht stünde. Das Bild sollte bedeutungsschwer sein und nicht so eindeutig als zusammengesetztes Foto zu erkennen. Da ich mit Photoshop nicht so schnell besser wurde, wie ich es wollte, verlegte ich mich wieder auf´s zeichnen, allerdings dieses Mal digital. Nicht alles, was ich heute produziere ist viel besser als das hier, aber doch ein bisschen.
Ich wollte auch darstellen, dass es sich bei meiner Geschichte nicht um Kuschel-Lektüre handelte. Leider habe ich bis heute meine Schwierigkeiten mit der Darstellung von Personen. Und eine Sense in einem Scherenschnitt darzustellen, hat das Ganze dann ein wenig überreizt. Noch dazu kämpfte meine Protagonistin zu dieser Zeit nichtmal mit einer Sense und tut es heute immer noch nicht. 
Spaß hatte ich trotzdem daran.
Versuch Nr. 3
Die erste Skizze
Diese Skizze entstand Anfang 2016

Nach knapp drei Jahren Übung, in denen meine Geschichte erst einmal ohne ein Kleid auskommen musste, entstand irgendwann eine Zeichnung meiner Protagonistin. Der Kompass mit dem Pfeil und die Krone waren mir als Symbole in diesem Arrangement sehr wichtig, da sie Bezug auf den Inhalt des Buches nahmen. Die Bleistift-Skizze gefiel mir also schon einmal, nur musste ich mich hiernach wieder meinem alten Gegner stellen: dem digitalen Zeichnen.
Versuch Nr. 4
Die erste digitale Grafik
Diese Grafik entstand 2016

Mit einigem Aufwand und, wie ich gern zugeben, viel fluchen, erstellte ich schließlich zumindest einen Anteil meiner Skizze in einem digitalen Format. Erst später sollte ich herausfinden, dass man bei Vektorgraphiken mit den einzelnen Knotenpunkten einer Linie besser sparsam umgeht, da die Linie sonst kaum wahrnehmbare, doch trotzdem unangenehme Wellen wirft. Ein schöner Kreis lässt sich praktisch mit zwei Knotenpunkten formen. Wenn man aber einen Kreis aus 300 Knotenpunkten zeichnet, die man dann alle so einstellen muss, dass sie in einem schönen, kurzen Bogen zum Nächsten zeigen...
Kurzum: ein Kreis kostete mich fast einen halben Tag.
Auch die Gestaltung verschiedener Ebenen in Bildern war mir neu. Ich zeichnete wild drauf los und hatte schließlich alle Einzelteile irgendwo verstreut, sodass ich sie oft nicht wieder fand.
 Es entstand schließlich dieses Titelbild.
Mir gefielen damals vor allem die Mosaik-Anteile im Rahmen. Doch irgendwie fand ich, dass, trotz des enormen Aufwandes, der in dem Konzept steckte, viele Flächen unmotiviert leer und die Farbauswahl sehr hektisch wirkten.
Was mich jedoch wirklich vor den Kopf stieß war der fröhliche und absolut freundlich gemeinte Kommentar eine Kommilitonin, ob ich nun Kinderbücher kolorieren würde. Alles würde so bunt und fröhlich aussehen.
Zwar hatte ich extra versucht ein paar Blutspritzer nachzuahmen, um dem Ganzen etwas Dramatik zu verleihen, doch es blieb dabei:
Dieses Urteil war vernichtend.
Versuch Nr. 5
Die Feuerglocke gellt

Diese Cover entstand 2016

Natürlich wollte ich mein altes Konzept nicht gänzlich verwerfen. Der Rahmen und vor allem die Darstellung meiner Protagonistin gefielen mir gut. 
Ich kombinierte also mit Hilfe des Rahmens zwei Bilder und verlieh dem Ganzen damit etwas Tiefe. Beide Hintergründe ähnelten sich in ihrem Farbschema, größtenteils bläulich, um das rote Haar der Figur und das Feuer hervor zu heben. Ich fügte auch immer mehr Symbole ein, die Bezug zu meiner Geschichte hatten. Die Armee, die den schneebedeckten Berg erklomm, die brennende Stadt, der Himmel voller Sterne...
Doch auch hier blieben einige Flächen unmotiviert leer.
Was das Ganze dann allerdings wirklich zum kippen brachte, waren meine alten Fehler. Ich versuchte das Cover weiter zu bearbeiten, doch hatte ich Ebenen und Formen so ineinander verschachtelt, dass ich sie einfach nicht mehr bearbeiten konnte.
Mir wurde bald klar: ich musste alles noch einmal zeichnen.
Und dieses mal richtig.
Versuch Nr. 6
Ein Himmel voller Sterne

Diese Cover entstand Ende 2016

Ein wenig demotiviert rettete ich, was zu retten war: die Zeichnung meiner Protagonistin. Viel Lust das Ganze nochmal zu zeichnen hatte ich nicht, also versuchte ich es mit einer stark vereinfachten Version. Doch leider erinnerte auch diese mich wieder an ein Kinderbuch und auch Freunde und Familie fragten, warum ich denn dieses ausgeklügelte Cover von vorher nicht weiter bearbeiten würde.

Schließlich verdankte ich meinen Durchbruch meinem Vater, der mir einige Bücher zu digitalen Grafiken und dem Zeichnen am PC zu Weihnachten schenkte.
Versuch Nr. 7
Das (vorerst) letzte Cover

Diese Cover entstand 2017

Mit diesem Cover kehrte ich schließlich zu vielen Ursprungsideen zurück. 
Es findet sich das Profil eines Gesichtes, wie im Scherenschnitt ganz zu Anfang. Den Rahmen habe ich stark vereinfacht, um beiden kombinierten Bildern mehr Raum zu geben Krone und Kompass sind zurück gekehrt, genauso die Soldaten auf dem Berg, die Stadt und der Sternhimmel.
Natürlich entspreche ich damit am End einigen Klischees, doch ich stelle fest, das mir deren Nutzung heute Freude bereitet. Genau wie bei den versteckten Geheimnissen im Wortzauber, finden sich auch im jetzigen Cover einige Anspielungen auf die Geschichte des Buches. 
Und ich freue mich darauf, meine Leser damit zu überraschen.

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